Was wäre, wenn?

1. Platz der Gruppe, der 14 bis 15 jährigen Jungautoren 2019

Es war soweit. Es wird mein erstes Mal sein, in der großen Sporthalle mit meinem Team, bei dem Volleyballturnier mitzuspielen. Meine Beine fühlten sich an wie Wackelpudding. Glänzende Schweißperlen liefen meine Stirn entlang und wir hatten nicht mal angefangen zu spielen. Es war die Nervosität, die mir zu schaffen machte. Was, wenn ich falle? Was, wenn ich den Ball nicht kriege? Was, wenn wir verlieren? So viele Gedanken schossen mir in den Kopf, aber ich musste mich beruhigen. Ich atmete tief durch.

Meine Teamkameradin tippte mir auf die Schulter und lächelte mich an. All meine Sorgen verwandelten sich in tausende von Federn, die einfach davonflogen. Wir liefen auf das Spielfeld, während die Zuschauer auf uns hinabblickten. Ich schloss für einen Moment meine Augen und genoss somit diesen Augenblick. Gerade, als wir anfangen wollten zu spielen, hörten wir jemanden, der zu rufen begann. Es störte uns, wir konnten uns nicht konzentrieren. Plötzlich fühlte ich, wie mein rechter Arm anfing zu schmerzen, wie ein großer Hammer, der dagegen schlug. Dieser Hammer war meine Freundin, die mich aus meinem Tagtraum weckte. Der Trainer fragte mich anscheinend zum dritten Mal, ob ich Lust hätte bei dem Turnier teilzunehmen. Ich zögerte und lehnte ab, während ich an meinem mangelnden Selbstvertrauen ertrank.

Nach dem Training ging ich alleine nach Hause. Ich nutzte die Gelegenheit und dachte nochmals über meine Entscheidung nach. Wenigstens wurde ich als Auswechselspielerin eingetragen. Trotzdem wusste ich, dass ich nicht spielen würde. Die beste Spielerin war ich auch gerade nicht, außerdem war ich nicht die einzige Auswechselspielerin. Trotzdem trainierte ich sehr hart, mit der Hoffnung, falls ich doch noch irgendwie spielen sollte.

Jedes Mal, wenn das Turnier angesprochen wurde, fühlte es sich so an, als würde etwas meinen Hals doppelt und dreifach zuschnüren. Etwas sagte mir, dass ich den Trainer fragen sollte, ob ich doch mitspielen darf, aber ich hatte nicht den Mut dazu. Jemand aus dem anderen Team sagte mir, ich hätte nicht das Zeug dazu und sollte die Hoffnung aufgeben. Den Tränen nahe rannte ich nach draußen, schnappte mir mein Fahrrad und fuhr einfach die Straße entlang, bis sie nicht mehr weiter ging. Ich stieg ab, setzte mich auf einen Hügel, nicht weit von mir und starrte in den Himmel. Ausdruckslos. Ich fragte mich was passiert wäre, wenn ich zugesagt hätte. Wäre ich auch auf einem Hügel und würde armselig an alle Entscheidungen, die ich treffe, zweifeln, oder wäre ich jetzt bei den anderen und würde vor Freude platzen? Vielleicht bin ich wirklich zu schwach und zu schlecht dafür.

Doch dann hatte ich einen plötzlichen Sinneswandel. Selbst, wenn ich nicht mitspiele, üben schadet ja nichts! Ich werde mich doch nicht so schnell runter machen lassen! Ich übte fleißig mit den anderen, bis uns nur noch wenige Tage bis zum Turnier blieben. Die anderen trainierten auch sehr hart. Ich wusste, sie würden für uns gewinnen. Zwei Wochen später war nun die Zeit gekommen, zu zeigen was wir können. Ich spielte zwar nicht mit, aber war nervöser als die Anderen. Wir hatten schon vier Spiele gewonnen und sind jetzt im Finale. Alles lief hervorragend, bis eine Spielerin von uns zusammenbrach. Anscheinend hatte sie sich die letzten Tage überanstrengt. War dies unser Ende? Was, wenn wir verlieren? Ich versank in meine Gedanken, bis mich jemand antippte. Ich sah nur, wie unser Trainer nickte und wusste, was es bedeutete. Ich durfte spielen! Aber nur eine falsche Bewegung, und ich könnte der Grund unseres Verlustes sein. Bevor ich weiter nachdenken konnte, wurde ich in Richtung Spielfeld geschubst. Es war eine andere Welt. Ich fühlte mich wohl und eingeschüchtert zugleich. Als ich die Pfiffe hörte, platze ich vor Aufregung. Mir ging es, als würden meine Wangen brennen. Ich versuchte meine Gedanken zu ignorieren und achtete nur auf den Ball. Ein Punkt nach dem anderem. Es schien so, als würden mich die anderen mitziehen, weshalb ich mir keine Sorgen mehr machte. Alles lief super, wie in den vorherigen Spielen schon. Als das gegnerische Team ein paar Spieler auswechselte, wussten wir, dass wir ab jetzt alles geben mussten. Sie waren besser als die vorherigen Gegner…besser als wir. Man fühlte die Anspannung, welche wuchs, und unser Ziel zu gewinnen auch.

Gegen Ende des Spieles hatten wir einen Teil unserer Hoffnung verloren, als wir jemanden jubeln hörten. Es war nicht irgendjemand. Es war die Mitspielerin von uns, die zusammengebrochen war. Sie hatte die Hoffnung an uns noch nicht aufgegeben. Wir nahmen uns ein Beispiel. Die Stimmung hatte sich komplett verändert. Wir lagen nur drei Punkte zurück. Ich sah den Ball kommen und gab mein Bestes. Mein Herz blieb stehen. Der Ball blieb am Netz hängen. Das gegnerische Team hat gewonnen. Ich wollte mich gerade entschuldigen, als meine Teamkameradinnen jubelten. Ich verstand gar nichts mehr. Träumte ich? Sie fragten, wieso ich so niedergeschlagen aussah. Wir seien auf dem zweiten Platz und ich sollte mich glücklich schätzen. Sie hatten Recht! Wir sind weit gekommen und hatten jede Menge Spaß dabei. von Roxana Hasanian (14)

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