Wolfgang Nicolaus
Am 7. Oktober 1950 betrat ich als Wolfgang Dieter Nicolaus meine Lebensbühne. Die Jugend verbrachte ich ganz unspäktakulär,- so wie viele meiner Freunde. Wirtschaftliche Nachkriegseinflüsse prägten mich teilweise (aus heutiger Sicht) schon.
Beruflich habe ich mich später in vielen unterschiedlichen Bereichen bewegt. Ein Wissenschaftler ist aus mir nicht geworden, aber ein Mensch mit tiefgreifenden und bunten Lebenserfahrungen. Durch viele (fremde) Firmenschließungen musste ich mich immer wieder neu orientieren. So verlor ich die Angst vor Veränderungen und lernte die Bedeutung vom ständigen Bemühen kennen. Die eigene Selbstständigkeit brachte die wichtigsten Erfahrungen. Werte wurden später wichtig.
Auf diesem Weg kam etwas hinzu: Die Leidenschaft zum Schreiben als Brücke zum Erkennen von Zusammenhängen, und um meine Erlebnisse über die Lebensbühne zu interpretieren.
In meinen Büchern – Gespräche mit Jonas – weise ich immer wieder auf den Wert des Bemühens hin. So behaupte ich auch, dass das Leben schwierig sein muss, um an die Essenzen des Daseins heranzukommen, denn mir ist kein Mensch bekannt der freiwillig schwierige Lebenssituationen sucht. Ich habe das auch nicht aus freien Stücken getan.
Jeder geht möglichst den einfachen Weg. Doch dieser bietet nach meinen Erfahrungen kein tiefgründiges Erkennen, wenn es um den Sinn des Lebens geht. Die eigene Suche
Und wenn ich über die Edition Gespräche mit Jonas zum stetigen Bemühen anregen kann, dann hat sich meine Arbeit schon gelohnt.
Leseprobe
Jonas und der Novembertag – Mein Gespräch mit Jonas
„Jonas“, – warum bin ich so geschlagen mit dieser Krankheit?”
Keine Antwort. Hat er keine Zeit für mich ? „Jonas… wo steckst du?“
rief ich mit Nachdruck.
„Gemach, gemach, mein Sohn, – ich bin schon bei dir.“
„Sag nicht immer mein Sohn zu mir, du weißt ich mag das nicht“, meckerte ich.
„Das weiß ich gut, und deshalb sage ich es ja immer wieder. Dein kleines Ego schimpft, – nicht du.“
„ Ja,- hack nur auf mir herum, das brauche ich jetzt auch noch.“
„Du bist ja nur so ungehalten, weil ich nicht sofort erschienen bin.“
„Genau.“
„Verzeih mir, dass ich noch bei jemandem war, dem es schlechter geht als dir.“
Ich schwieg. War jetzt wohl besser. Er hatte ja recht. Er hat immer recht, und das ärgert mich schon ein wenig.
„Jonas, – sag mir warum ich mit dieser Krankheit so arg gebeutelt bin. Bitte.“
„Ahhh, du kennst das Zauberwort…”
„ Jonas, komm zur Sache, mir ist nicht nach frotzeln heute.“ Ich stand auf, und lief aufgeregt herum.
„Setz dich wieder hin du nervöses Hemd, und höre mir zu. Sprich nicht wieder dazwischen, sondern frage, wenn ich fertig bin.“
„Mein Sohn!“
„Genau. Ich sehe, es geht dir schon wieder besser. Dein Übermut kehrt zurück.“
„Das ist kein Übermut, sondern Frust.“
„Willst du auf den Arm?“ Fragte mich Jonas.
„Auf welchen Arm denn,- du hast ja keinen.“
„Dieser Novembertag macht dir zu schaffen?“
„Und wie. Nieselregen ist nichts für mich. Drückt schon mal auf meine Stimmung. Weißt du ja. Und wenn mich dann noch jemand anmacht wegen irgendeinen unbedeutenden Blödsinn“…da könnte ich“…
„Was könntest du dann“, fragte Jonas neugierig.
„An die Decke gehen. Aber volle Pulle!“
„Kann ich dir nachfühlen.“
„Ach was.. wie geht das denn?“
„Ich war ja auch oft auf Erden und habe diese Zipperlein ebenfalls kennenlernen dürfen.“
„Zipperlein hört sich gut an. Ich könnte so manches Mal aus der Haut fahren.“
„Wem geht es immer so richtig gut. Kennst du jemanden, der nicht irgendetwas ständig zu jammern hat?“ fragte mich Jonas.
„Nein“, erwiderte ich. „Und wenn so mancher Zeitgenosse behauptet, alles sei im grünen Bereich,- na,- da gibt es wohl auch mal dunkelgrün…”